Hintergrundverlauf-1 PFD Zittau

Eindrücke vom 1. Zittauer demoSlam

Rückblick auf den ersten DemoSlam in Zittau

Publikum folgt dem Gespräch auf der Bühne
Erster DemoSlam in Zittau am 1. Dezember 2024

demoSlam – was ist das? Diese Frage stellten sich wahrscheinlich viele, die unsere Einladung bekommen haben. Und auch wir vom Orga-Team waren sehr gespannt, was uns bei unserem 1. demoSlam erwarten würde.

Seit dem Sommer hatten sich Menschen aus der AG Dialog und dem Schwalbentanz e.V. sowie einige weitere Engagierte zusammengefunden, um das Format des demoSlams nach Zittau zu holen. Verbunden damit war die Hoffnung, mit einer neuen Form der Diskussion, der Polarisierung in unserer Stadt entgegen zu wirken. Das Ansinnen des demoSlams, die andere Seite zu verstehen ohne einverstanden sein, schien uns ein geeigneter Ansatz zu sein, um über die eigene Blase hinaus, wieder miteinander ins Gespräch zu kommen.

Am 1. Dezember war es nun soweit: Erwartungsvolle Stimmung im Jolesch. In den Stuhlreihen vor der Bühne nehmen nach und nach die Besucher*innen Platz. Erst einige wenige, am Ende etwa 25 Leute, die sich noch schnell vor Veranstaltungsbeginn am Tresen mit Getränken und Brezeln versorgen. Dann der Start mit einer kurzen Begrüßung, danach eine Einführung in das Format und die wichtigsten Regeln: 1. Auf dem Podium sind keine Expert*innen, 2. Alle Meinungen sind willkommen, vorausgesetzt sie sind mit dem Grundgesetz vereinbar, 3. Verstehen bedeutet nicht unbedingt, mit der anderen Position einverstanden zu sein.

Und dann ging’s los mit dem ersten Slam: Norman und Matthias präsentierten einen gemeinsamen Impuls zum Thema gerechte Entlohnung für Leistung. Dabei lagen ihre Meinungen gar nicht so weit auseinander, sondern sie beleuchteten nur unterschiedliche Aspekte desselben Problems: Der eine aus seiner Perspektive als Mitarbeiter einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung, der sein Gehalt für eine Vollzeittätigkeit über das Jobcenter aufstocken muss. Der andere aus der Perspektive eines wissenschaftlichen Mitarbeiters an der Hochschule, der sich selbst die Mittel für seine (befristeten) Verträge einwerben muss. Im Publikum kam die Diskussion schnell auf das Thema des bedingungslosen Grundeinkommens, zu dem es sehr unterschiedliche Meinungen gab, ebenso wie zu der Forderung einer Decklung hoher Einkommen – komplexe Themen, die nur angeteasert werden konnten.

Denn als Nächstes ging unser zweites Slamer-Paar Uli und Thomas mit dem Thema Migration an den Start. Vor dem Hintergrund eigener Fremdheitserfahrungen als Arbeitsmigranten hatten beide die Flüchtlingsdebatte 2015/16 und das „Wir schaffen das!“ der Bundeskanzlerin sehr unterschiedlich erlebt. Der war begeistert von der Willkommenskultur, der andere eher skeptisch. Beide hatten offene Fragen, die in jeweils sehr unterschiedliche Richtungen gingen und mit dem Publikum weiter diskutiert wurden.

Im Publikum lösten die Slams Zustimmung und Widerspruch aus. Es gab weitere Impulse und das Besondere daran war, dass wir mehr von uns gezeigt haben, als in anderen Diskussionen – von unseren Erfahrungen, unseren Erlebnissen – von dem, was uns geprägt und bewegt hat. Sich tief in ein Thema reindenken, dieses in seiner Komplexität erfassen – dafür gingen die Diskussionen eigentlich zu schnell vorbei, wurde das nächste Thema zu schnell aufgerufen. Vor diesem Hintergrund war es wichtig, sich nach dem Slam noch Zeit zu nehmen und beim Bier weiter zu diskutieren – gerade mit Menschen, mit denen man nicht einer Meinung ist.

Für die Veranstaltungsbesucher*innen nicht sichtbar, war der spannende Prozess der Vorbereitung. In einem anderthalbtägigen Verständigungs-Workshop, der von Magnet – Werkstatt für Verständigung durchgeführt wurde, haben sich die Slamer kennen gelernt und geschaut, welche gesellschaftlichen Streitthemen sie bearbeiten wollen. Sie haben ergündet, wie die eigene Position und was die Positionen der anderen dazu ist und was dazu geführt hat, dass sie zu ihrer Überzeugung gekommen sind.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Wir alle mussten uns auf das neue Format erst einmal einlassen. Die persönlichen Erfahrungen in den Vordergrund zu stellen und das Argumentieren und Überzeugen-Wollen mal sein zu lassen, war für alle erst einmal ungewöhnlich. Eine Hilfe dabei war unsere Moderatorin Mandy, die die Diskussion auf stringente, aber zugewandte Art geleitet hat. Einigen sagt das Format mehr sicher zu als anderen. Aber allen können wir empfehlen, es einmal mit dieser anderen Art des Meinungsaustauschs zu versuchen. Eine nächste Gelegenheit dafür gibt es beim nächsten demoSlam am 16. März 2025.

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