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Rückblick Online-Dialog: "Im Leerlauf? Perspektiven für Kinder und Jugendliche trotz Corona!"

Was macht Corona mit Kindern und Jugendlichen und wie können wir sie in dieser Zeit bestmöglich unterstützen? Zu diesem Thema hatte die AG Dialog Zittau den Neurologen Prof. Dr. Gerald Hüther und die bildungs- bzw. jugendpolitischen Sprecher*innen verschiedener Landtagsfraktionen am 15.4. in eine digitale Fishbowl-Runde eingeladen. Mit dabei waren Holger Gasse (CDU), Sabine Friedel (SPD) und Kathleen Kuhfuß (Bündnis 90/Grüne).

"Können wir die Krise nutzen, um unser Schulsystem neu zu denken und neue Ideen auch endlich umzusetzen?" Diese Frage zog sich durch viele Diskussionsbeiträge. "Ja unbedingt!" Prof. Hüther machte deutlich, dass dies seine zentrale Botschaft sei. Frau Kuhfuß wies darauf hin, dass man auch schon vor vielen Jahren über Veränderungen nachgedacht hat und dass es sie ratlos macht, wie wenig sich bisher verändert hat. Frau Friedel erklärte, dass sie im Zuge der Corona-Pandemie nun endlich Bewegung in der Bildungspolitik wahrnimmt. So würde inzwischen auch hier über selbstorganisiertes Lernen in der Schule nachgedacht.

Dass die Situation der Kinder und Jugendlichen viele Menschen beschäftigt, zeigte sich  daran, dass über 100 Teilnehmende, darunter Eltern, Lehrer*innen, pädagogische Fachkräfte und einige - wenn auch noch sehr wenige - Jugendliche, der Diskussion gefolgt sind und sich rege beteiligt haben.

Bereits zu Beginn der Diskussion wurden von den Teilnehmenden die Ängste von Kindern und Jugendlichen in der Pandemie thematisiert. Herr Hüther argumentierte, dass die Ängste der Kinder, v.a. die Ängste der Erwachsenen sind. Er deutete zudem einige Reaktionen auf die Angst an, die auch in der Pandemie sichtbar werden: leugnen und verdrängen, überwachen und kontrollieren und nach Schuldigen suchen.

Auf die Frage, was Eltern tun können, um ihre Kinder zu unterstützen, antwortete Herr Hüther, dass es wichtig sei, sich Zeit zu nehmen und in der gemeinsamen Zeit Dinge zu tun, die den Kindern Spaß machen: toben, kuscheln, tanzen, kreativ sein und raus gehen, z.B. in den Wald und zwar ohne Spielzeug, denn zum Spielen finden Kinder in der Natur genug. Wenn die Kinder auf diese Weise aufgetankt haben, können Sie es auch einige Stunden mit Maske und anderen Beschränkungen aushalten. Er ergänzte, dass Kinder derzeit ihre wichtigsten Bedürfnisse unterdrücken müssen und dadurch ein Umbau der Strukturen im Gehirn stattfindet. Dies führe dazu dass die Kinder die unterdrückten Bedürfnisse irgendwann nicht mehr haben. Wenn z.B. ein Kind seine Großeltern nicht mehr umarmen darf, wird es diese irgendwann gar nicht mehr umarmen wollen. Schon für Erwachsene sind die Einschränkungen belastend. Bei diesen macht die Krise jedoch nur einen Bruchteil eines langen Lebens aus. Für Kinder nimmt die Pandemiesituation aber einen beachtlichen Teil ihres bisherigen Lebens ein und sie können sich auch schwer vorstellen, dass sich alles wieder verändern wird. Ihnen diese Zuversicht zu vermitteln, sei in der gegenwärtigen Lage wichtig.

Herr Gasse merkte an, dass das Land Sachsen die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen und das Recht auf Bildung sehr ernst nimmt und im Gegensatz zu anderen Bundesländern die Schulen unabhängig von den Inzidenzzahlen mit den entsprechenden Maßnahmen offen halten will. Es könne jedoch sein, dass dies durch eine bundesweite Notbremse verhindert wird - je nachdem wie die Entscheidung auf Bundesebene ausfällt.

Von einer Schülerin kam die Anmerkung, dass sie sich freut, weiter in die Schule gehen zu können. Sie kritisierte jedoch, dass spannende und berufsvorbereitende Impulse, wie z.B. das Schulpraktikum, nicht stattfinden dürfen. Ein anderer Jugendlicher wies darauf hin, dass gerade in einer Krisensituation wie dieser die Kontakte der Jugendlichen untereinander besonders wichtig sind. Da sich Jugendliche in der jetzigen Situation von Erwachsenen nicht verstanden fühlen, brauchen sie den Austausch untereinander.

Konkret wurde darüber nachgedacht, dass es wichtig sei, mehr Aktivitäten für Jugendliche im Außenbereich möglich zu machen. Hier wurde seitens der lokalen Fachkräfte von Beispielen berichtet, wo gerade jetzt Außengelände aus Kostengründen geschlossen würden. Geäußert wurde auch die Befürchtung, dass Einsparungen in den folgenden Jahren gerade die freien Träger der Kinder- und Jugendhilfe und -bildung betreffen könnten.

Die vielen Wortmeldungen zeigten, dass das Thema längst nicht ausdiskutiert ist und machten auf die Dringlichkeit von Veränderungen in den Schulen aufmerksam. Und sie zeigten, die Bereitschaft daran mitwirken zu wollen.

Die Veranstaltung war die Folgeveranstaltung eines Online-Dialogs vom 10.3., in dem Jugendliche, Eltern Lehrer*innen und Fachkräfte aus Zittau diskutiert haben. Einen Rückblick und die Dokumentation dieser Veranstaltung finden Sie hier.

Weiterführende Links:

https://www.gerald-huether.de

https://www.gerald-huether.de/akademie-fuer-potentialentfaltung

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